Belastungsinkontinenz
Urinverlust bei körperlicher Anstrengung
Bei der Belastungsinkontinenz handelt es sich um unwillkürlichen Urinverlust ohne spürbaren Harndrang bei körperlicher Anstrengung wie Heben, Tragen, Niesen und Husten. Die Ursache ist eine Schwächung des Verschlussmechanismus am Blasenauslass. Die körperlichen Belastungen verursachen eine Erhöhung des Druckes im Bauchraum und damit eine Erhöhung des Druckes auf die Blase, dem der geschwächte Blasenverschlussapparat des Beckenbodens und die Harnröhre nicht mehr gewachsen sind.
Die Belastungsinkontinenz ist eine der häufigsten Harninkontinenzformen. Frauen sind dabei weit häufiger betroffen als Männer.
Symptome der Belastungsinkontinenz
Bei der Belastungsinkontinenz verliert der Betroffene ohne vorherigen Harndrang unter körperlicher Belastung Urin. Die Belastungsinkontinenz wird in drei Schweregrade unterteilt:
Grad 1
Der Betroffene verliert beim Husten, Niesen, Lachen oder schwerem Heben Urin (schwere körperliche Belastung).
Grad 2
Urin tritt bei abrupten Körperbewegungen oder beim Aufstehen, Hinsetzen oder Gehen aus (leichte körperliche Belastung).
Grad 3
Schon bei Bewegungen ohne körperliche Belastung, z. B. im Liegen, kommt es zum unfreiwilligen Harnverlust.
Ursachen der Belastungsinkontinenz
Bei Frauen
Die Belastungsinkontinenz ist die häufigste Form der Blasenschwäche bei Frauen. Bis zu 40 Prozent der inkontinenten Frauen sind von dieser Form betroffen. Die Ursache dafür liegt in der Anatomie des weiblichen Beckens begründet. Aufgrund von Schwangerschaften, vaginalen Geburten, gynäkologischen Operationen, Organsenkungen oder -vorfällen, Alterungsprozessen (insbesondere durch die Hormonumstellung in der Menopause) aber auch durch Übergewicht, Bewegungsmangel und schwere körperliche Arbeit kann es zu Schäden im Bereich des Beckenbodens und des Blasenauslasses kommen. Entweder ist die Harnröhre nicht mehr fest im Haltesystem aus Muskel- und Bindegewebe verankert, oder die Verschlussfähigkeit an sich ist beeinträchtigt.
Bei Männern
Bei Männern kommt es häufig aufgrund einer Schädigung des äußeren Blasenschließmuskels im Rahmen einer Unterleibsoperation, z. B. infolge einer Krebserkrankung oder Vergrößerung der Prostata, zur Belastungsinkontinenz. Eine schwere körperliche Belastung als Ursache ist eher selten.
Therapie der Belastungsinkontinenz
Im ersten Schritt sollte die Belastungsinkontinenz mit einer nichtoperativen Therapie behandelt werden. Die Veränderung des Bindegewebes im Beckenbodenbereich durch Alterungsprozesse oder Schädigungen im Rahmen von Operationen, Schwangerschaften und Entbindungen erfordern eine ganzheitliche Therapie. Diese sollte vor allem auf die Nutzung der muskulären Reserven abzielen. Das Beckenbodentraining ist dazu besonders geeignet. Auch Medikamente können zur Therapie eingesetzt werden. Beim Versagen der konservativen Therapiemethoden oder in schweren Fällen einer Belastungsinkontinenz (Grad drei) kommt eine operative Therapie in Frage.
Konservative Therapie
Eine Erhöhung des Therapieerfolges der konservativen Maßnahmen ist möglich, indem verschiedene Behandlungsmethoden miteinander kombiniert werden.
Verhaltenstherapie
Bei bestehenden Risikofaktoren sollte eine Verhaltenstherapie am Beginn der Behandlung stehen. Eine Gewichtsreduktion bei Übergewicht vermindert das Risiko, dass die Belastungsinkontinenz weiter voranschreitet. Bei Rauchern kann durch die ständigen Hustenattacken bei chronischer Raucherbronchitis eine Belastungsinkontinenz entstehen oder verschlimmert werden. Das Rauchen sollte eingestellt werden.
Therapie mit Vaginalkonen
Bei bestehenden Risikofaktoren sollte eine Verhaltenstherapie am Beginn der Behandlung stehen. Eine Gewichtsreduktion bei Übergewicht vermindert das Risiko, dass die Belastungsinkontinenz weiter voranschreitet. Bei Rauchern kann durch die ständigen Hustenattacken bei chronischer Raucherbronchitis eine Belastungsinkontinenz entstehen oder verschlimmert werden. Das Rauchen sollte eingestellt werden.
Vibrationstherapie
Weitere Möglichkeiten zum Training der Beckenbodenmuskulatur stellen die Vibrationstherapie oder die hochenergetische Magnetfeldbehandlung dar.
Medikamente
Medikamente, die den Verschlussmechanismus der Blase stimulieren, können bei mittlerer bis schwererer Belastungsinkontinenz eingesetzt werden.
Beckenbodentraining
Das Trainieren der geschwächten Beckenbodenmuskulatur ist zur Behandlung einer Belastungsinkontinenz besonders geeignet. Die Beckenbodentraining kann unter Anleitung einer erfahrenen Physiotherapeutin erlernt und dann zu Hause fortgeführt werden. Darüber hinaus kann das Beckenbodentraining kann mit Biofeedbacktraining kombiniert werden. Dabei erlangen die Patienten die Kontrolle des Blasenschließ- oder Beckenbodenmuskels durch akustische und visuelle Wahrnehmung zurück.
Elektrostimulation
Eine sogenannte Elektrostimulation ist eine weitere Möglichkeit des Beckenbodentrainings. Dabei aktivieren Ströme, die über Elektroden oder Sonden in Scheide bzw. Enddarm abgegeben werden, die Beckenbodenmuskulatur.
Hormonbehandlung mit Östrogenen
Für Frauen, die im Rahmen ihrer Menopause durch Östrogenmangel (führt zu Schleimhautrückbildung und Bindegewebsschwäche) an Belastungsinkontinenz erkranken, kann eine Hormonbehandlung mit Östrogenen eine geeignete Therapiemöglichkeit sein.
Operative Therapie
Sollte mit den konservativen Therapiemöglichkeiten der Belastungsinkontinenz kein Behandlungserfolg erzielt werden oder eine schwere Belastungsinkontinenz vorliegen, kann ein operativer Eingriff in Betracht gezogen werden. Im Rahmen einer Operation werden meist entweder ein Band oder eine Schlinge zur Unterstützung der körpereigenen Haltestrukturen bei der Stabilisierung der Harnblase eingesetzt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Unterspritzung der Harnröhre mit Kollagen. Dadurch wird der Halt der Harnröhre verstärkt und der Verschlussmechanismus stabilisiert. Als letzte Möglichkeit kann das Einsetzen eines künstlichen Verschlussmechanismus in Erwägung gezogen werden.
Videos zur Beckenbodengymnastik
Regelmäßiges Training stärkt den Beckenboden.
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